1. HOCHSENSIBILITÄT
Diese Selbsthilfegruppe wird für Kinder und Jugendliche von 10 bis 18 Jahren empfohlen. Diese Kinder/Jugendliche können allein kommen oder können von hochsensiblen Eltern oder Großeltern begleitet werden. Ein gemeinsames Treffen dauert 1 bis 1,5 Stunden.
Das Thema Hochsensibilität im praktischen Leben wird mit ihren hellen und dunkleren Seiten besprochen. Wie geht es mir mit meiner Hochsensitivität in der Schule, im Freundeskreis oder in meiner Familie? Wie stark sind meine Emotionen? In welchen Situationen werde ich nicht verstanden? Was bewegt mich? Was alles interessiert mich? In welche Bereiche zieht es mich? Wo und wie möchte ich mich weiterentwickeln? Was möchte ich lernen? Welche Interessententhemen könnten wir im Verein anbieten?
Anmeldung und nähere Informationen per Mail: wahrnehmungskind@gmail.com
2. DYSPRAXIE (UEMF)
Diese Selbsthilfegruppe wurde für Eltern von dyspraktischen Kindern und Jugendlichen eingerichtet. Wir treffen uns 1x im Monat in einer kleinen Gruppe und besprechen alles, was uns bezüglich unserer dyspraktischen Kinder und Jugendlichen am Herzen liegt. Eine gemeinsame Sitzrunde dauert ca. 1,5 Stunde.
Anmeldung und nähere Informationen per Mail: wahrnehmungskind@gmail.com
Informationen zur Dyspraxie:
Dyspraxie die auch UEMF – „Umschriebene Entwicklungsstörung motorischer Funktionen“ genannt wird, oder als „Syndrom des ungeschickten Kindes“ bekannt ist, ist eine Wahrnehmungsstörung, die sich problematisch in der Bewegungsplanung und in der Koordination zeigt. Sie betrifft ca. 10% der Kinder, viel häufiger das männliche Geschlecht. Die Ursache liegt in der neuronalen Unreife. Die Dyspraxie kann vererbt werden. Sie kann sich im grobmotorischen, im feinmotorischen oder auch im sprachlichen Bereich zeigen.
Die Grundvoraussetzung für eine normal funktionierende Bewegungsplanung und Koordinationsfähigkeit ist eine gute Sinneswahrnehmung (Basissinne + Fernsinne), das bedeutet eine gute Reizaufnahme, Übertragung, Bearbeitung und ein ausgeglichenes Zusammenspiel aller Sinne im Gehirn. Kinder, die unter Dyspraxie leiden, haben vor allem Probleme in der Eigenwahrnehmung/Tiefenwahrnehmung oder auch im Gleichgewicht und im Tastsinn. Die Augen-Hand Koordination funktioniert nicht gut, z. B. der von einer anderen Person geworfene Ball wird visuell wahrgenommen, die Bereitschaft den Ball zu fangen ist auch vorhanden, aber die Hände reagieren/bewegen sich nicht im richtigen Moment um den Ball zu fangen. Die Hände sind nicht schnell genug.
Den betroffenen Kindern fehlt die Fähigkeit die einzelnen Körperteile in der richtigen Reihenfolge zu bewegen, um bestimmte Fertigkeiten auszuführen. Das Automatisieren von verschiedenen Bewegungsabläufen dauert viel länger als bei Kindern mit einer guten Wahrnehmung, z. B. wenn das Automatisieren eines Bewegungsablaufes 10 000 Wiederholungen verlangt, braucht ein dyspraktisches Kind 30 000 bis 50 000 Wiederholungen, um den gleichen Bewegungsablauf automatisieren zu können (Ausführen ohne nachdenken).
Das Kind, das unter der Sprachdyspraxie leidet, weiß sehr genau, was es sagen möchte, kann allerdings aufgrund der gestörten Bewegungsplanung die motorischen Mund- und Zungenbewegungen nicht korrekt ausführen, damit das, was es sagen will auch korrekt aus dem Mund kommt.
Bei den Kindergartenkindern fällt auf, dass sie sich sehr schwer beim Anziehen tun. Das Erlernen von bestimmten Tätigkeiten, z. B. Zähne putzen, mit dem Besteck essen, mit der Schere schneiden, Schuhe binden, … bereitet den Kindern sehr große Schwierigkeiten. Es dauert sehr lange und es ist für sie und für ihre Eltern und andere Bezugspersonen sehr anstrengend. Diese Kinder müssen jedes Mal von Anfang an jede motorische Tätigkeit planen. Das ist für sie sehr mühsam, deshalb entwickeln sie verschiedene Abwehrtechniken, damit sie es vermeiden können, z.B. sie sind sehr stur, sie spielen Kasperl, …
„Ich will nicht.“, bedeutet bei diesen Kindern oft: „Ich kann nicht.“
Verschiedene Sport-, Bewegungsaktivitäten, z. B. Ball fangen, Schaukeln, Seil springen, Radfahren, Schwimmen, … müssen sehr lange und mühsam erlernt werden.
Obwohl es für die Eltern ein Geduldspiel ist, das viel Zeit, Ruhe und positive Energie verlangt, ist die aufwendige Arbeit mit dem Kind in den betroffenen Bereichen (Grobmotorik und/oder Feinmotorik und/oder Sprache) ganz wichtig. Jeder Versuch, jede kleinste Verbesserung sollte gelobt, event. belohnt werden. Jede Belohnung ist erlaubt. Gut funktionierende Motivationssysteme sind sehr hilfreich. Konsequenzen/Strafen helfen nicht. Hoch qualitative Ergotherapie, wo die Eltern dabei sein können, ist empfehlenswert. Die Eltern lernen selbst, wie sie mit ihrem Kind vorgehen sollen. Die Eltern können nicht erwarten, dass die Therapien selbst genügen. Die meist, zeitaufwendige Arbeit müssen trotzdem die Eltern selbst leisten.
Spätestens mit Beginn der Schule zeigen sich gröbere Probleme, z. B. beim Schreiben lernen. Diese Kinder haben Probleme mit der richtigen Stifthaltung. Sie schreiben aus der Schulter, nicht aus dem Handgelenk. Die Lockerheit im Arm fehlt. Der Druck des Stiftes auf das Papier kann zu stark oder zu schwach sein, … Dyspraktische Kinder müssen sich jedes Mal lange auf jeden Schritt des Schreibens konzentrieren (jedes Mal bewusst neu planen). Dadurch sind sie viel langsamer als die Mitschüler, die sich nicht mehr z. B. auf die richtige Stifthaltung konzentrieren müssen. Das Schreiben kostet diese Kinder sehr viel Energie und Geduld. Sie lernen mit der Zeit ihre Defizite mit dem Kopf zu kompensieren.
Diese Kinder sollten auf jedem Fall das Anrecht auf Nachteilsausgleich in der Schule bekommen. Die Diagnostik/Abklärung (z. B. bei den Ergotherapeuten, die sich auf Wahrnehmungsstörungen spezialisieren) wäre schon im Kindergartenalter sehr hilfreich, um baldige Therapien und Hilfestellungen zu starten.
Die betroffenen Kinder sehen, dass sie ungeschickter sind als andere Kinder. Die Frustration führt zu negativen Verhaltensweisen, die bei allen Kindern mit Wahrnehmungsstörungen zu sehen sind.
Jede erworbene Fertigkeit hat das Kind für das ganze Leben lang. Je früher diese Fertigkeiten, Bewegungs- und Sportarten erlernt/automatisiert werden, desto weniger Frustration erleben die Kinder beim Vergleich mit anderen, gleichaltrigen Kindern. Je mehr Erfolgserlebnisse sie erleben, desto mehr Selbstwert und Selbstbewusstsein entwickelt sich.