🧠 Persistierende frühkindliche Reflexe – Was sie sind und warum sie wichtig sind
In den ersten Lebensmonaten läuft bei einem Kind eine beeindruckende Entwicklung ab. Teil davon sind sogenannte frühkindliche Reflexe – automatische Bewegungsmuster, die das Überleben sichern und die Reifung des Nervensystems fördern. Doch was passiert, wenn diese Reflexe nicht wie vorgesehen verschwinden? Und warum kann das noch Jahre später eine Rolle spielen?

Was sind frühkindliche Reflexe?
Frühkindliche Reflexe (auch „primitive Reflexe“ genannt) sind unwillkürliche Reaktionen auf bestimmte Reize. Sie sind bereits bei der Geburt aktiv und steuern z. B. das Saugen, Greifen oder die Reaktion auf plötzliche Geräusche. Diese Reflexe sind in den ersten Lebensmonaten lebenswichtig – sie ermöglichen grundlegende Überlebensfunktionen und fördern die Entwicklung von Bewegung, Wahrnehmung und Gleichgewicht.
Im Verlauf des ersten Lebensjahres sollten sie jedoch gehemmt (integriert) werden, sobald das Gehirn – insbesondere der Kortex – weiter ausreift. Dadurch gewinnen Kinder immer mehr Kontrolle über ihre Bewegungen und ihr Verhalten.
Was bedeutet „persistierend“?
Wenn ein frühkindlicher Reflex nicht vollständig integriert wird und über das erste Lebensjahr hinaus bestehen bleibt, spricht man von einem persistierenden frühkindlichen Reflex. Dies kann weitreichende Auswirkungen auf die körperliche, emotionale und kognitive Entwicklung haben.
Mögliche Auswirkungen persistierender Reflexe
Persistierende Reflexe können unter anderem zu folgenden Herausforderungen führen:
- Unkoordinierte Bewegungen
- Konzentrations- und Aufmerksamkeitsprobleme
- Gleichgewichtsstörungen
- Emotionale Instabilität oder Ängstlichkeit
- Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen
- Haltungsschwächen oder Unruhe beim Sitzen
Solche Herausforderungen zeigen sich oft in der Schule, im sozialen Miteinander oder beim Erlernen motorischer Fähigkeiten.
Beispiele für wichtige frühkindliche Reflexe
Reflex | Normale Integration bis | Mögliche Auswirkungen bei Persistenz |
---|---|---|
Furcht-Lähmungsreflex (FPR) | Bereits vor der Geburt | Rückzugsverhalten, emotionale Abschottung, soziale Ängste, chronischer Stress |
Moro-Reflex (Schreckreflex) | 4. Monat | Schreckhaftigkeit, emotionale Überempfindlichkeit, Angst |
ATNR (Asymmetrisch-tonischer Nackenreflex) | 6. Monat | Schwierigkeiten beim Schreiben/Lesen, schlechte Koordination |
STNR (Symmetrisch-tonischer Nackenreflex) | 9.–11. Monat | Haltungsschwächen, Konzentrationsprobleme, motorische Unruhe |
TLR (Tonischer Labyrinthreflex) | ca. 3,5 Jahre | Gleichgewichtsprobleme, Raumorientierungsschwäche |
Spinaler Galant-Reflex | 6. Monat | Zappeligkeit, Reizempfindlichkeit, Unruhe beim Sitzen |
Palmar-Reflex (Greifreflex) | 2.–3. Monat | Verkrampfte Stifthaltung, feinmotorische Ungeschicklichkeit |
Babinski-Reflex | ca. 12. Monat | Unsichere Fußhaltung, Gleichgewichtsstörungen, Zehenkrallen beim Gehen |