Die Haut ist das Organ des Tastsinns. In der Haut befinden sich viele Rezeptoren, die die Sinnesreize (die Berührung, die Erkundung, den Schmerz, die Temperatur) empfangen. Als elektrisches Signal werden sie dann über das Nervensystem zum Gehirn weitergeleitet. Funktioniert die Aufnahme und die Weiterleitung der taktilen Reize nicht oder nicht ausreichend, kommt es zu verschiedenen Auffälligkeiten. Wir sprechen von Wahrnehmungsstörungen im taktilen Bereich.
Auffälligkeiten:
Die betroffenen Kinder reagieren unterempfindlich (Reizsucher) oder überempfindlich (Reizvermeider) auf Reize aus dem taktilen Bereich.
Die Reizsucher brauchen starke Reize, sie mögen und suchen sehr viel Kontakt über die Haut, in dem sie alles anfassen oder gerne einen Gegenstand in den Händen halten. Die Berührungen spüren sie kaum, die Berührungsreize können sie nicht lokalisieren. Nur starke Berührungen kommen im Gehirn an. Manche dieser Kinder können nur schwer verschiedene Dinge und Materialien ertasten.
Die Schmerzwahrnehmung kann stark herabgesetzt sein oder übertrieben stark sein. Leichte Hautverletzungen können als schwere Verletzungen wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite zeigen diese Kinder beim Hinfallen oft keine Reaktionen.
Wärme und Kälte werden nicht angemessen empfunden, z. B. das Kind zieht im Sommer die Weste nicht aus, obwohl es schwitzt.
Sie mögen starke, feste Berührungen, Umarmungen. Genauso kräftig fassen sie selbst andere Kinder oder Erwachsene an, so wie es ihnen angenehm ist. Das kann aufgrund der unterschiedlichen Wahrnehmung zu verschiedenen Problemen und Missverständnissen im zwischenmenschlichen Bereich führen.
Die Reizvermeider mögen Berührungen überhaupt nicht. Das Anfassen, Streicheln, Umarmen oder Zärtlichkeiten empfinden sie als unangenehm, sie vermeiden sie. Die Erde, nasse und raue Materialien fassen sie nicht gerne an. Diese Kinder ertragen bestimmte Bekleidungsmaterialien nicht. Etiketten auf Pullovern, T- Shirts, Hemden empfinden sie so störend, dass sie weggeschnitten werden müssen. Kratzt diesem Kind ein Pullover oder eine Etikette, kann es sich nicht auf andere wichtige Sachen (z. B. auf das Lernen) konzentrieren.
Kinder mit Abwehrverhalten gegenüber taktilen Sinneseindrücken zeigen oft auch eine Überempfindlichkeit gegenüber anderen Sinnesreizen, z. B. in Bereichen des Geruchs, des Geschmacks, des Hörens.
Diese Kinder ziehen sich gerne zurück, suchen wenig Kontakt zu anderen Kindern, suchen sich einen sicheren Platz. Sie beschäftigen sich gerne alleine, z. B. malen sie am Tisch, eine Tätigkeit, die man ohne Kontakt zu anderen ausüben kann.
Die Körperpflege kann auch große Schwierigkeiten bereiten, z. B. Zähne putzen, Nägel schneiden, den Körper waschen, Haare waschen, Haare kämmen, Nase putzen, Toilettengang, …