UNDERACHIEVER UNTER HOCHBEGABTEN

Wenn hochbegabte Kinder keine guten Schulleistungen erbringen:

Underachievement ist ein Phänomen, dass für Pädagogen nicht so einfach zu erkennen ist.

Werden Lehrer gebeten, in der Klasse die hochbegabten Kinder zu entdecken, dann sind es oft die Notenbesten, die als hochbegabt erkannt werden. (Rost&Hanses,1997).

Hochbegabte Kinder werden von Pädagogen oft nur erkannt, wenn diese als Schüler im Einser- oder Zweierbereich liegen.

Liegt der Notendurchschnitt aber bei 2,5 oder schlechter, dann bemerken die Lehrkräfte die hochbegabten Schüler kaum noch.

Problematisch ist jedoch, dass eine Minderleistung auch bei Hochbegabungstests auftreten kann. Informationen von den Eltern und eine sorgfältige Interpretation der Testergebnisse sind daher sehr wichtig. Ansonsten kann Underachievement auch mittels IQ Tests nicht erkannt werden.

Underachievment kann aber auch auf Teilleistungsschwächen zurückgeführt werden. Hochbegabte leiden genauso an Teilleistungsschwächen wie Normalbegabte.

Ein weiteres Phänomen, warum manche hochbegabte Kinder im Underachievment landen, ist, dass sie sich oft unerreichbare Ziele stecken. Dies ist dann sehr demotivierend, wenn das Ziel nicht erreicht werden kann. Die Eltern und Begleiter des Kindes können insofern helfen, indem sie Teilziele loben und anerkennen.

(Quellennachweis Seite 77-79, 99-101 aus dem Buch: Hochbegabte Kinder klug begleiten, von Dietrich Arnold & Francis Preckel)

Hochbegabte Mädchen erweisen sich eher etwas seltener als Underachiever. Sie wollen sich gerne schulisch anpassen, aber auch nicht mit negativen Noten auffallen.

Die Kennzeichen hochbegabter Kinder sind:

  • Das Schlafbedürfnis ist verringert
  • Extrem gutes Gedächtnis
  • Neugier, Fragelust
  • Fragerei um des Fragen Willens
  • Sehr selbstständiges Aneignen von Wissen (Themen, die sie interessieren)
  • Das Kind denkt um die Ecke
  • Es wird oft von normalbegabten Altersgenossen nicht verstanden
  • Hohes Lerntempo (wenn sie motiviert und interessiert sind)
  • Interesse an typischen Erwachsenenthemen
  • Neigung zu Perfektionismus
  • Besondere Kreativität
  • Vorliebe für die Gesellschaft älterer Kinder
  • Intrinsische Motivation
  • Frühes Lesenlernen oder frühes mathematisches Verständnis
  • Andersdenker

 (Quellennachweis: Das Drama der Hochbegabung, von Jürgen vom Scheidt).

Sehr viele hochbegabte Kinder leiden unter verschiedenen Wahrnehmungsdefiziten, die sich im sozialen, emotionalen, motorischen Bereich oder als Lernschwächen zeigen. Damit sind auch Probleme mit exekutiven Funktionen eng verbunden, z. B. Planung und Organisation, Zeitmanagement, Aufmerksamkeitssteuerung, Selbstregulation, Kognitive Flexibilität, Inhibition, Arbeitsgedächtnis, …

Daher kann es leicht vorkommen, dass ein hochbegabtes Kind sein Potenzial in der Schule nicht zeigen und erbringen kann, weil ihm trotz hoher Intelligenz andere wichtige Voraussetzungen zum schulischen Erfolg fehlen. Nicht alle Wahrnehmungsdefizite können sie mit der Hochbegabung kompensieren.

Beispiel 1: Die Frustrationstoleranz dieses hochbegabten Kindes ist sehr niedrig und wenn es sieht, wieviel es lernen muss (z. B. eine Seite Vokabeln), ist es so frustriert, dass es überhaupt nicht lernen will, es kommt zum emotionalen Ausbruch. Erst wenn es sich wieder beruhigt und mit dem Thema emotional zurechtkommt, kann es die Vokabeln sehr schnell erlernen. Ohne emotionale Ruhe und Bereitschaft ist das Kind nicht in der Lage zu lernen. So verliert das Kind sehr viel Zeit, obwohl das Lerntempo aufgrund des extrem guten Gedächtnisses sehr hoch ist.

Beispiel 2: Dieses hochbegabte Kind kann nichts finden, es kann sich nicht gut organisieren, es fehlt ihm das Zeitmanagement und dadurch ist es ziemlich unselbständig. Die Ursache kann ein Problem in der Bewegungsplanung (Wahrnehmungsstörung) im Gehirn sein. Es braucht lange die Unterstützung der Eltern, damit es durch die Schule kommt.

Die meisten hochbegabten Kinder sind keine „lauter Einser Schüler“ und sie sind die schwierigsten Kinder überhaupt. Die Noten stellen für viele Hochbegabte keine Motivation dar.

Jedes hochbegabte Kind ist auch hochsensibel. Das Hauptproblem der Hochsensibilität ist die Reizüberflutung, weil das Gehirn die Sinnesreize nicht filtern kann. Diese Kinder nehmen alles viel stärker, intensiver wahr, sie können sich dadurch in reizüberfluteter Umgebung nicht gut konzentrieren, z. B. in lauter Umgebung können sie nicht heraushören, was ihnen jemand sagt. Es verursacht große Erschöpfung und Energiemangel.

Artikel von SARAH SEIDL und LUBICA WINKELMAYR